28 November 2005

Sonja

Gestern Abend hatte ich die Gelegenheit einer Teampremiere beizuwohnen. Teampremiere? Sagte mir erst auch nichts, doch nun bin ich klüger. Eine Teampremiere ist eine offizielle Aufführung eines Films nur für Mitglieder des am Dreh des Films beteiligten Teams. Sinn davon ist, dass für viele Wettbewerbe (z.B. die Berlinale) die Vorbedingung für eine Teilnahme ist, dass dieser Film niemals Premiere hatte. Mit anderen Worten ich weiß von nichts, es gab diese Premiere gar nicht und offiziell schreibe ich auch hier nichts.
Da eine Bekannte für das Szenenbild in dem Film verantwortlich war, gehörte ich zu dem Kreis der Auserwählten. Ort des Geschehens war das Kino Babylon in Mitte nahe dem Rosa-Luxemburg-Platz. Ich war gespannt was mich erwarten würde und ich wurde nicht enttäuscht, das verrauchte Foyer war gefüllt von szenigen Personen. Jede trendige Jacke und Frisur war vertreten, da waren die junggebliebenen Mittvierziger neben aufgedrehten jungen Mädchen auf der Suche nach ihrer großen Chance. Man rauchte, trank und unterhielt sich, jung und alt auf der Suche nach Kontakt und dem karriereförderlichen Gespräch. Fetzen von filmischen Diskussionen drangen zu meinem Ohr, so z.B. : Hast du den neuen Ritzenberger gesehen? Ja, aber er hat die Symbiose aus Licht und Schatten nicht genug expliziert. Aha, Ritzenberger (wer weiß ob ich das überhaupt richtig verstanden habe), Licht und Schatten - expliziert. Da ich als Multitalent selbstverständlich auch passionierter Filmkritiker bin dachte ich mir, hmm warum sagt sie nicht, dass ihr der Film nicht gefallen hat? So fühlte ich mich schon etwas verloren zwischen dieser geballten intellektuellen Macht, Namen und Begriffen wurden sich im ständigen Wettstreit entgegen geworfen und ich stand überfordert dazwischen. Das einzige Vertraute, dass mir blieb war meine lieb gewordene Zigarette, die mir rauchend Trost spendete.
Nach einer knappen viertel Stunden betraten wir dann den Kinosaal, an der Tür hing ein Zettel mit der Aufschrift: 'Im Saal gilt strengstes Rauchverbot'. Strengstes? Werde ich geprügelt, gesteinigt, gekreuzigt wenn ich rauche? Nun gut, ich wollte es nicht drauf ankommen lassen, aber ein kurzes Rauchverbot hätte wohl auch gereicht. Aber ich schweife ab, nach kurzen Worten von der Regisseurin und Drehbuchautorin Kirsi Limatainen, eine Finnin mit guten Deutschkenntnisen, war es soweit der Film begann. Titel des Films war 'Sonja', er handelte von einem jungen Mädchen (nehme an 14), welche im Plattenbauviertel von Leipzig(?) wohnt und lebt. Gezeigt wird ein Ausschnitt aus ihrem jungen Leben mit all den Wirrungen und Unsicherheiten dies es so gibt. Es geht um die Liebe, Eltern etc., eigentlich nichts spektakuläres aber allein durch die Ansiedlung im ostdeutsche Flair bekommt der Film eine eigene Note. Außerdem waren fast alle Darsteller Laienschauspieler und standen das erste Mal vor der Kamera, bezeichnenderweise wurde sie alle in Berlin Mahrzahn gecastet, sie mussten also nur sich selbst spielen (na ja fast). Alles in Allem ein netter Film, doch ob er es groß in die Kinos schaffen wird wage ich zu bezweifeln.

Technorati Tags:

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Links zu diesem Beitrag:

Link erstellen

<< Home