11 Mai 2006

Harndrang

Ohne Harndrang lebt's sich leichter

Abschalten, das Leben genießen - doch wie aus 'heiterem Himmel' hat man(n) Harndrang. Schuld ist meist die Prostata die bei jedem 2. Mann über 50 zu Problemen führt.

Fast hätte ich diesen erfrischenden Satz vergessen, auf meiner Rückfahrt, direkt neben dem Aschenbecher im ICE durfte ich es lesen und habe es sogleich photographisch festgehalten und nun sehe ich ihn erneut in meinem Abomagazin 'Der Spiegel'. Nur was möchte man mir und ich der Welt damit sagen?

Ohne Harndrang lebt's sich leichter. Natürlich, denn ohne den Harndrang ergeben sich endlos viele Möglichkeiten. Zum einen stört er einen nicht ständig, ich denke nur an die endlosen Stunden meiner kreativen Arbeit, permanent meldet sich der Harndrang, klopft sanft an, meldet sich zärtlich fast schon liebevoll, nur um dann sein Drängen zu steigern. Er verlangt nach Aufmerksamkeit, von Minute mehr und mehr. Kann man sich ihm verwehren? Seinem Bitten absagen? Nein, denn irgendwann steigert er sich zu einem Drücken, stark, kraftvoll fast schon unwiderstehlich. Bis man nur noch mit zusammengekniffen Augen da sitzt und krampfhaft, peinlich versucht es zu verbergen. Doch nein, es gibt kein Entkommen vor dem Harndrang, einmal in einem lässt er einen nicht mehr los. Was wäre nun die Welt ohne Harndrang? Ich sage - eine Bessere.

Man müsste abends vor dem Schlafen gehen nicht mehr wankend die Toilette suchen, könnte als Nichtraucher acht Stunden am Stück arbeiten und damit die Produktivität nahezu vervierfachen, damit aber nicht genug. Es gäbe keine öffentlichen Toiletten mehr, keine von Drogenkonsumenten verkommenden schwarzen Häuschen, keine endlosen Dixie-Reihen mehr auf Großkonzerten oder Demonstrationen und es kommt noch besser. Der gewöhnliche Handwerker oder Bauarbeiter würde nicht mehr als Pausengrund Harndrang nennen, die Bäume an den Straßen würden blühen, denn Hund und Mensch würden nicht mehr ihr giftig, saures Konzentrat entleeren. Ich gehe noch weiter, denn mit dem sinkenden Harndrang den wegfallenden Dixies, Kloschlüsseln, auch in Gaststätten. Würden auch gleichzeitig all die Zulieferer entfallen, der ganze Industriezweig würde weg brechen und was würde eintreten? Richtig, die Luftverschmutzung sinkt und sinkt und sinkt. Greenpeace wäre hinfällig, denn kein Baum müsste mehr gefällt werden (die Antwort auf das warum überlasse ich dem geneigten Leser) und alle Menschen wären glücklicher. Es gäbe keine Kriege mehr, denn der häufigste genannte Grund für den Ausbruch von Feindseligkeiten ist der Harndrang der Führungspersönlichkeiten, die sich schnell des Harndrangs entledigen wollen und somit ihre Panzer und Armeen in den Kampf schicken. Selbstmordterroristen wären weitaus weniger erfolgreich, denn ohne den Harndrang gibt es kein Leid mehr auf der Welt dem man entfliehen möchte. Doch damit nicht genug, auch den sexuellen Trieben legt der Harndrang seine Fesseln an, jeder verneint es, doch jeder kennt es, der Harndrang davor, danach - oder am schlimmsten mittendrin. Wer sich nun peinlich abwendet, dem sage ich nur eines - ertappt. Die Folge aber der Harndranglosen Lust wäre nunmehr eine überbevölkerte Welt, Kinder in Massen, unvorstellbar. Die Weltwirtschaft würde zusammenbrechen, Staaten korrumpieren und alte Männer wieder glücklich.

Ich danke dem Harndrang, dass es ihn gibt, denn ansonsten gäbe es mich nicht. In diesem Sinn: Warum gibt es den Harndrang? Damit die Welt nicht ständig ihre Richtung ändern kann.

Ich möchte noch eine weitere kleine Passage einschieben, während des Verfassens dieses Beitrags hatte ich dreimal Harndrang. Dies ist aber nicht der Grund für die vielen Fehler in den meisten meiner Beiträge, die einem Germanisten wohl zum Harndrang bringen würden. Nein, viel mehr ist es, dass ich all dies während meiner langen U-Bahn Fahrten verfasse und erschaffe, zu Haus angekommen möchte ich es sogleich allen zeigen und verschwende keine Zeit auf triviale, formale Details. Wem dies sauer aufstößt, stelle er sich als Lektor zur Verfügung.

ps: Ich habe ab nächster Woche Urlaub, das bedeutet mehr freie Zeit und mehr Einblicke in mein bewegtes Leben, man sei gespannt.