28 Januar 2006

Die Philosophen

Manch einer meiner großen Leserschar mag sich noch an meinen ersten, gut an meinen zweiten Beitrag erinnern, die Rede ist von der S-Bahn. Damals hatte ich das Vergnügen mit einem der größten Philosophen unserer Zeit zu reisen und wehmütig erinnere ich mich oft an die Begegnung, zumal ich nun fast ausschliesslich U-Bahn fahre. Doch der heutige Tag, ist Einer der Freude, des Glücks und der Überraschung.

Richtig, ein Tag wie kein Anderer denn heut habe ich ihn getroffen. Der geneigte und aufmerksame Leser fragt sich zu recht, wen? Ich möchte die Antwort nicht schuldig bleiben und sage es frei raus - den Bruder des Philosophen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich noch einmal das erhebende Gefühl erleben darf, aber ich hatte Glück. Wie jeden morgen war es mir vergönnt in der warmen, angenehm beleuchteten und auch leeren U-Bahn zu fahren. Ich widmete mich meiner morgendlichen Lektüre und war daher tief in Gedanken, da riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

Guuuttenn Moorrgeenn, entschuldjen se die Stööörrunng. Ick weeß der eeennn odaaa anderääää - von iiihhhnnään is noch nich ganz waaachhh.

Nicht ganz wacht? Das ist natürlich Unsinn, jeder von uns war hellwach und bereit für die Worte des Mannes, der bei einem zweiten Blick geschmackvoll gekleidet war. Wie auch der Philosoph trug er eine befleckte und wunderschöne Trainingsjacke zu passend blau-grünen Schuhen. Doch etwas unterschied ihm von meinem alten Freund, in seiner Hand hielt er lose gebundene Ausgabe einer Zeitung, nur was für einer? Ich versuchte einen Blick auf das Deckblatt zu erhaschen, doch der Mann verbarg sie gut hinter seiner Hand.

Ick verkooooffeeee hiiieeerrr die aktueellllee Aujabe des Strasssennnfääägggaaaas. Sie kostet een Euro zwanzig, 60 Cent jehennn an den Verkaüfaaaa, die anderen an bedürftige Einrichtungen.

Oha, ein Rätsel. Er wollte uns Hellwache gleich intellektuell herausfordern, denn zwei Fragen warfen sich auf. Erstens, was sind bedürftige Einrichtungen oder meinte er gar Einrichtungen für Bedürftige. Eine interessante Frage, denn ein Tabakwarenladen wie aber auch Lidl könnten bedürftige Einrichtungen sein, nur mir wollte keine Lösung einfallen. Zweitens stellte er uns vor das Mysterium der Addition, denn waren 0,60 + 0,60 tatsächlich 1,20? Hmm, als Meister der Zahlen kannte ich sofort die Antwort - ja. Gut damit hatte ich wohl seinen ersten Test bestanden, bei dem zweiten hatte ich offensichtlich versagt. Völlig ungeklärt war nach wie vor, was denn nun dieser ominöse Strassenfeger sein sollte. Gut, eine Zeitung oder zumindest ein Magazin war es, zumindest vom Format her. Aber was stand auf den Seiten? Informationen über den Sinn des Lebens? Hinweise zum Erlangen des Glücks? Ich wusste nicht, aber er.

Die aktuelllläääänn Themen sind: Geschicjtäääänn aus dem Leben des kleinen Mannnneeeesss.

Da war er, der kleine Mann, wieder im Zentrum der Geschichte. Es musste der Bruder sein, der mir nun die neusten Weisheiten verkaufen wollte und das zu dem Spottpreis von gerade einmal 1,20 Euro. Ich musste zugreifen, gierig riss ich ihm die schmuddligen Seiten aus der Hand und drückte ihm gleich 2 Euro in die Hand. Ha, endlich die Formel der Welt lag in meiner Hand. Doch was stand in ihr, was konnte ich lesen. Was weiß ich jetzt was ich vorher nicht wusste?

Das, werter Leser, wird vorerst mein Geheimnis bleiben.

21 Januar 2006

Geburtstag, mein

Um meiner Rolle als Selbstdarsteller gerecht zu werden. Ja, ich habe heute Geburtstag und ob der vielen E-Mails, ja ich werde es auch hier schreiben.

Ich bin heute unglaubliche 25 Jahre alt geworden, ein Viertel Jahrhundert wie man mir sagte und ich habe einen neuen Titel bekommen 'alter Sack'. Die dreissig rückt nun immer mehr, das Haus, das Kind und der Baum werfen schon ihre bedrohliche Schatten voraus. Langsam wird es Zeit das ich mir Gedanken über meine Zukunft machen, mir neue Ziele stecke, mein Studium beende, heirate, mich zur Ruhe setze, nur noch faulenze, anfange zu Trinken, unter der Brücke lebe, Zeitungen verkaufe, meine Liebe zu Männern entdecke, religiös werde, eine Tischlerlehre beginne um dann in einer Baumschule zu arbeiten...

Oder auch nicht, ich bin ja noch jung, attraktiv und erfolgreich. In diesem Sinne wünsche ich mir alles Gute zum Geburtstag.

13 Januar 2006

Google und ich

Wie bereits erwähnt führen der Herr Google und ich seit dem Beginn dieser kleinen Seite eine fortwährende Freundschaft. Er besucht mich jeden Tag und krabbelt mit zuverlässiger Zielstrebigkeit über meine Seite. Jeder noch so kleine Winkel meiner Texte wird von ihm aufmerksam durchforstet und katalogisiert. Sicher nun mag man sagen, dies ist nichts Aussergewöhnliches, denn das passiert Millionen von Seiten täglich, aber es gibt doch etwas Interessantes an dem Sachverhalt.
Der Herr Google ist nämlich nicht nur ein emsiger Netzkrabbler, sondern auch Quell des Wissens und Ruhestätte der Suchenden, ich erinnere mich nur mit Schaudern an meine Risottorezept-Suche. Dank der statistischen Möglichkeiten erlange ich Einblick in die Suchbegriffe die auf meine Seite führen, drei davon möchte ich doch gern vorstellen, denn sie zeigen interessante Sachverhalte. Nach der schon bekannten Anfrage "Where is voggy?" gibt es noch absurdere Begriffe.

1. Besucher über twtelecom

Aha, da bemüht also jemand Google mit dieser Phrase, mir ist völlig unverständlich wie man so einen Suchbegriff eingeben kann. Denn was erwartet man bei dem Suchbegriff 'Besucher'? Geschichten über Außerirdische? Wahrheiten über Entführungen und anschliessende Analsonden? Geschwängerte Mittvierziger die in ihrem leeren Leben Geschichten über Außerirdische verbreiten, um so wenigsten für 10 Sekunden auf dem gefürchteten Sender RTL in Explosiv aufzutauchen? Oder vielleicht ein kleiner Shop für Haustürfußmatten. Ich weiß es nicht und will es wohl auch gar nicht wissen. Bleibt nur noch eine Frage, warum meldet sich mein Freund TW nicht? Immerhin ist er ein Besucher über twtelecom und damit Ursache des Treffers, anscheinend geniesst er aber den Schutz der Anonymität und meldet sich daher nicht oder aber er ist sich gar nicht bewusst, dass er über twtelecom hier beinahe täglich vorbeischaut.

2. Jagdwurst mit Zwiebeln

Natürlich, Jagdwurst mit Zwiebeln offenbar von einem Fleischperversen eingegeben um sich das Rezept seiner Träume zu ergaunern. Aber nicht mit mir. Offenbar in der Hoffnung kulinarische Tips zu finden musste ich ihn enttäuschen und die Abgründe seiner verqueren Gelüste zeigen. Ich hoffe er weint jetzt über seine Fehltritte und entsagt dieser abscheulichen Wurst.

3. Knorpel (am) Hoden

Bitte? Als ich dies gelesen hatte entzog es sich mir völlig in welchen Zusammenhang das mit meiner Seite stehen könnte. Zwei Dinge schossen mir gleichzeitig durch den Kopf, zuerst tippte ich den Begriff bei Google ein, tatsächlich Treffer Nummer 1. Aber das musste warten, es gab noch eine zweite viel wichtigere Sache zu klären. Hatte doch der Begriff in mir die Angst geweckt, dass auch mein Hoden beknorpelt sein könnte. Panisch zog ich mich an einen ruhig, geschützten Ort zurück und überprüfte meinen Hoden. Erleichtert atmete ich aus, kein Knorpel - aber ein Hoden, so musste es sein.
Zurück am Rechner ergab ein weiterer Blick auf Google, dass sich der Treffer auf meinen Jagdwurst Beitrag bezog. Schon wieder! Wer hätte gedacht, dass diese Ekelwurst soviel Ärger und vor allem Enttäuschung mit sich bringt. Ich sah vor meinem geistigen Auge einen junge zwanzigjährigen Mann vor seinem Rechner sitzen, die eine Hand an dem (oder den?) Knorpel(n) seines Hodens, die Andere tippt zittrig die bange Anfrage ein. Sicher suchte er nach Leidensgenossen, doch schon der erste Treffer sollte ihn enttäuschen, nein am Boden zerstören, denn mit Tränen liest er einen Text über abartige Wurst und deren Zubereitung. Sollte nun sogar sein Hoden der Fleischwurst zum Opfer fallen? Ich weiß es nicht, doch etwas anderes ist sicher - er hat leise geweint.

06 Januar 2006

Pimmel und Pommel

Ich habe für mich etwas einzigartig Neues entdeckt, einen kürzeren Arbeitsweg. War ich vorher noch mit der gewagten Kombination aus S-Bahn und Bus zu meinem geliebten Arbeitsplatz gekommen, hat sich ein alternativer Weg als der Schnellere erwiesen. Berlin bietet nämlich etwas Tolles und Schönes - die U-Bahn. Ich habe bewusst darauf verzichtet es als den besseren Weg zu bezeichnen, denn es ist auch der Gefährlichere.

Mein Weg führt mich mit der Linie U7 von Neukölln nach Charlottenburg und darin liegt auch die Gefahr, denn ich habe das Vergnügen mit den zweifelhaften Gestalten der kleinen Berliner Bezirke zu reisen. So sieht man neben Alten und Gebrechlichen, auch junge und agile Gesellen. Ganz besonders auffällig waren dann aber zwei junge Personen aus einem interessanten Milieu. Es waren Jungs, so um die 14 würde ich schätzen, sie trugen ausgebeulte Hosen, kunstvoll um den Knöchel geschlungen um den Blick auf den teuren und unheimlich attraktiven Schuh preis zu geben. Ihr Jacken waren sportlich in einem gewagten Babyblau und glänzten leicht im fahlen Licht meiner geliebten U-Bahn. Doch das Interessantes und Auffälligste war ihre Art zu sprechen. Schon die ersten Worte jagten mir Angst und Verwirrung ein.

Ey du Opfer, alta Spast. Hab isch nisch gesagt, dass du dem Opfer sagen sollst, das er Geld zurückgibt. Ey Opfer, isch schwöre du musst sagen, weisst du?

Angst. Die pure Angst beherrschte mein Denken, hier saßen zwei junge Menschen mit Zukunft und doch waren sie Opfer, zumindest einer. Sie mussten sich hassen, abgrundtief, es war wohl eine Feindschaft sondergleichen. Ein Opfer, wehrlos der Willkür anderer ausgeliefert, so musste es sein. Zwei junge hoffnungsvolle Seelen in den Klauen des Bösen, tiefe Trauer ergriff von mir Besitz. Was hatten sie noch um zu Leben? Was hielt sie noch? Würde sie vielleicht jemand opfern wollen?

Alta, lass misch machen, du Opfer. Dem Spast holen Geld, weisst du? Isch schwöre er hat keine Ehre, das Opfer.

Sagte der Andere und lachte dabei, oh mein Gott sie zeigten Galgenhumor im Angesicht des Untergangs. Wahre Lebenskünstler, durchfuhr es mich, unglaublich. Plötzlich umarmten die beiden sich und opferten weiter in ihrer aggressiven Sprache und da wurde es mir bewusst. Die beiden jungen Türken, von manchem Pimmel und Pommel tituliert ob ihrer Kleidung und Gebaren, zeigten mir nur die Tiefen ihrer Sprache, die intellektuelle Raffinesse, Opfer bedeutete nichts anderes als Freund, Gefährte, eben ein Opfer. Ich lächelte glücklich, denn eines wurde mir in dem Moment bewusst - sie hatten sich lieb. Sehr sogar.

02 Januar 2006

2006

Es ist soweit, dass neue Jahr hat begonnen und mit ihm weitere 365 Tage. Ich sehe mich in der moralischen Verantwortung meinen zahlreichen Lesern ein gesundes, frohes und erfolgreiches Jahr 2006 zu wünschen. Ich hoffe ein jeder findet in diesem Jahr was er sucht und sei es nur sein Schlüssel.

2006 - in der Quersumme 8 und 2 mal 6 ist 12 welches wiederum, abzüglich 4, 8 ist. Offensichtlich also eine komische Zahl und damit das Jahr der Superlative. Der Leser sieht hierin keinen Sinn? Ich auch nicht, doch auf den ersten Blick scheint es logisch.

Gute Vorsätze habe ich übrigens fast keine, abgesehen davon nun mindestens zwei Beiträge pro Woche zu schreiben.