18 Juli 2006

Willkommen in der Metropolenregion Rhein-Neckar

So war es zu lesen in der hiesigen S-Bahn. Nur was ist die hiesige S-Bahn, welche Metropolen und warum schreibt der kon schon so lang nicht mehr?

Nun alles der Reihe nach, zuerst hat es den unglaublichen kon in die Weltstadt Heidelberg verschlagen. Eine Sündenpfuhl und Schmelzkessel sondergleichen. Eine Stadt voller junger Studenten und hoffnungsvoller Menschen. Aber auch eine Stadt der hohen Mieten und unglaublichen Preise. Bekommt man in Berlin ein luxuriöses Penthouse zu einem erschwinglichen Preis, so ist es in Heidelberg eine Besenkammer nebst sympathischer Schaben als Mitbewohner. Im Grunde nicht schlecht, vertreiben sie einem doch die Zeit. Nicht nur als geduldige Gesprächspartner, sondern auch als Spielgefährten und Leidensgenossen. Aber mir waren die Schaben nicht genug, ich wollte Menschen. Sicher, der ein oder andere wird nicht ganz verstehen, warum nun gerade Menschen - zugegeben ich auch nicht. Doch es haben sich ein netter Surfer und eine eloquente Modedesignerin angenommen und ertragen meinen Redeschwall, wie auch meine völlig frei erfundenen Geschichten mit einer unglaublichen Ruhe und Geduld. Die Wohnung an sich befindet sich in dem konservativen Villenviertel der schön, beschaulichen Stadt Heidelberg und der Anteil der schwarzen Wähler überwiegt. An sich kein Grund zu trauern, wäre da nicht ein Manko. Die Stadt ist klein, man kann etliche Wege zu Fuß zurücklegen, im Grunde alle. Bus und Straßenbahn sind kaum erforderlich - komisch. Auch die Menschen auf der Straße sind vor allem des Nachts zählbar, meist zwischen vier und acht. Doch zurück zur Wohnung, jemand meinte zu mir im Süden wären die Wände aus Pappe, das Wasser vergiftet und man heiratet früh, um gleich auch einmal Kinder zu zeugen wenn man schon dabei ist. Nebenbei huldigt man noch sektenartig einem gewissen 'Gott', nennen sich dann Katholiken diese Leute. Man frage mich nicht was es damit auf sich hat, ich als überzeugter Atheist mit dem Hang zum Agnostiker gebe nicht viel auf diese Götzenanbetung. Aber wieder einmal zurück zu der Wohnung, der Boden ist mit einem hellen, freundlichen Parkett ausgelegt und in der Küche ergibt sich ein Steinboden dem südlichen Flair. Doch damit nicht genug, die Toilette, Hort der Stille und Ruhe ist leicht verstopft und der Spülvorgang ist mit längerem Warten - zumindest manchmal - verbunden. Es gibt also noch eine Toilette und dazu kostenlos eine Waschmaschine und auch eine Spülmaschine. Was will man eigentlich mehr? Arbeiten natürlich. Dazu fährt man mit der besagten S-Bahn von Heidelberg nach Walldorf, um dann dort wiederum den Bus zu nehmen. In der S-Bahn selbst fahren neben schläfrigen Pendlern auch junge Menschen - ich. Die S-Bahn, bei uns in Berlin würde man sie wohl Regionalbahn nennen, transportiert auch Werbung durch die Gegend. Hier fiel mir ein Schild sofort in die Augen, vier vorgeblich junge Menschen lachen sich an. Bei genauerer Betrachtung ist offensichtlich, dass es sich aufgrund grauer Schläfen und mäßig verborgener Falten um Mitte Vierziger handelt, kurz vor der Rente, aber nach dem die Kinder endlich das Haus verlassen haben, so vital wie nie zuvor. Endlich! Sie können nach 20 Jahren der Kinderplage ihr Leben geniessen, dass nachholen, was sie doch so lange verpasst haben, auf was sie doch so ewig verzichten mussten. Wozu denn zwischen zwanzig und dreissig das Leben geniessen? Trinken, rauchen und tanzen? Feiern? Am S-Bhf Ostkreuz nach durchzechter Nacht frühstücken? Experimentell den Partner wechseln? Alles Unsinn. Mit vierzig kann man viel mehr. Zum Beispiel die Metropolenregion Rhein-Neckar mit seinen Dörfern und Kleinstädten erkunden. Da weiß man wenigstens worauf man so lang verzichtet hat, was man investiert hat und vor allem warum nur die Hälfte der Zeit der Singles und Kinderlosen hatte. Jetzt kann man Städte besuchen und das Leben in vollen Zügen geniessen. Wenn ich es mir recht überlege wird es dann langsam Zeit für ein Kind, denn diese unglaubliche Möglichkeit möchte ich mir nur ungern entgehen lassen. Meinte nicht eine bedeutende Person es gäbe zu wenig Kinder in Deutschland? Werde ich doch aktiv und mache mich zum Vater. Das erinnert mich an meine Zeiten als dedizierte Pflegekraft, Frau X, rüstige 94, meinte einmal zu mir: 'Herr Voigt, Herr Voigt, merken sie sich eines. Zu einem kommt schneller als zu einem neuen Mantel.' Na ja, da sieht man mal wie ihre Präferenzen liegen.

Kinder dieser Welt, ich werde euch vermehren. Moment, jetzt schon? Kein Rauchen mehr? Keine ausufernden Exzesse? Dann, ja dann, mit dreissig. Das reicht ja auch noch. Mit Fünfzig sollen die Metropolen auch schön sein, sagt man.

4 Kommentare:

  • a)
    >> Zu einem kommt schneller als zu
    >> einem neuen Mantel.
    *glaubt das dort das Wort Bockwurst fehlt*
    b)
    >> schwarzen Wähler überwiegt
    schwarz Wähler ? dunkelhäutige Wähler ? Treptower-Park "Bonbon Verkäufer" sollte Heidelberg also doch vor Urbanität nur so strotzen oder meint der geneigte Schreiber gar die Wähler einer Partei christlicher Nächstenliebe & Machtversessenheit welche voller individueller Fanatiker ist ?

    Kinder ftw !

    Von Anonymous aPnEb, bei 18 Juli, 2006 13:09  

  • a) Das ist richtig, ein Fehler meinerseits. Korrigiert wird er trozdem nicht.

    b) Stimmt.

    ftw? Ja,äh, ja.

    Von Blogger kon, bei 18 Juli, 2006 22:17  

  • ftw = fundamentalistisch taoistische Wallfahrtsgruppe
    Was dachtest du den ?

    Von Anonymous aPnEb, bei 20 Juli, 2006 11:12  

  • Ich werd dir helfen tun du!
    Kinder an die Macht, nicht nur im Süden! und und und Störche fliegen auch tief wenn man unverheiratet ist, ...oder ist der Storch Illusion...?

    Verdammt wo ist die Statistik ab wann man doch wieder schneller zu nem Mantel als zu anderen Dingen kommt...

    Sind es eigentlich gefräßige Katholiken? Oder kannst du unbehelligt überleben?
    Götze, Gott, Agnostiker oder doch Atheist...eine Entscheidung muss her...

    *über den tieferen Sinn "grünelt" und abtrabt*

    die Katha

    Von Anonymous Anonym, bei 31 Juli, 2006 14:40  

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